
Tag 1 – Asterix der Chorknabe
26.08.2024
Wir befinden uns im Jahr 2024 n. Chr. Das ganze Rheintal ist von Badenern besetzt. Das ganze Rheintal? Nein! Eine von unbeugsamen Schwaben bevölkerte Burg hört nicht auf, dem Fremden Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die badischen Legionäre, die als Besatzung in den befestigten Lagern Offencastrum, Gengenbacchus, Ortenausia und Ortenmontium liegen…
Die Burg stellt einen Vorposten dar, der von Stuttgart aus unterhalten wird. Trutzig errichtet, bietet sie mit ihren dicken Mauern guten Schutz gegen die unermüdlichen Vorstöße der Legionen Roms. Hierhin haben sich etwa 90 Sänger zurückgezogen, um sich von den Strapazen des zurückliegenden Sommers zu erholen, gemeinsam es den Legionären zu zeigen und die eingerosteten Stimmen neu zu polieren: Der Hymnus ist auf Sommerfreizeit.
Mit zwei Bussen kam die Zenturie der Schwaben heute an. Den Ortenberg erklommen, wussten sie die kühlen Mauern sehr zu schätzen. Am Burgtor standen aber Torwächter, die penibel darauf achteten, dass kein Römer in die Burg kommt: Asterix und Obelix schenkten den Ankömmlingen daraufhin sogar etwas von ihrem berühmt-berüchtigten Zaubertrank aus.
Die Sänger konnten es sich häuslich einrichten, bevor es zum Abendessen ging: Tomatenreis und Cevapcici, samt einem hervorragenden Salatbuffet. Mit solchem Essen lässt es sich die Belagerung jedenfalls die nächsten eineinhalb Wochen überstehen.
Man kann auf der Burg sogar Postkarten abschicken. Offenbar kennt der Briefträger einen Geheimgang, denn täglich kommen in der Burg auch Briefe an, wie uns die Jugendherberge versichert. Die Belagerung scheint nicht perfekt zu sein. Vielleicht gelingt der ein oder andere Ausflug…
Die erste Probe holte unsere Stimmen aus dem Sommerschlaf. Die paar Choräle und Repertoire-Stücke, die wir singen, klingen schon ziemlich schön. Anschließend geht es für die Jüngeren zur Gute-Nacht-Geschichte, für die Älteren ab 13 zum Oldie-Programm. Nach diesem Festmahl eines ersten Tages geht es für alle aber auch schon ins Bett.
Tag 2 – Asterix und der Wettkampf der gallischen Stämme
 27.08.2024
Mit dem heutigen Morgen begann der erste normale, ganze Tag der Freizeit. Die erste Nacht war ohne Römerüberfälle überstanden und zum Morgenappell zur Morgenandacht erschienen alle.
Nach dem Frühstück folgten die ersten Proben. Mit im Gepäck ist unter anderem „Jesu, meine Freude“ von J.S: Bach: eine der, wenn nicht die schönste seiner Motetten. Einfacher zu singen ist Benjamin Brittens „Te Deum“ und Anton Bruckners „Os justi“. Künstlerisch gestalten die Proben neben Rainer Homburg und Diana Weindel the one and only Lucian Eller, Takeshi Pradall am Klavier und unser Stimmbildner Christoph Schweizer.
Zum Mittagessen zauberte uns die Küche Nudeln mit Rahmsauce, dazu wahlweise Gemüsetaler oder Putensteak. Im Anschluss konnten wir in der Mittagsruhe Kraft schöpfen, bevor es für die Knaben eine Nachmittagsprobe gab.
Zum ersten Nachmittagsprogramm galt es an vier Dinge zu denken: Kopfbedeckung, Trinkflasche, mit Sonnencreme eincremen, festes Schuhwerk. Es stand nicht etwa die lang geplante Wanderung nach Fischbach an, nein, heute war ein Geländespiel geplant!
Die Stämme Galliens hatten sich versammelt, um herauszufinden, welcher der beste wäre. Unter den Männerchörlern fanden sich sieben Stammeshäuptlinge, die aus den Reihen der Knaben Stammesangehörige um sich scharten. In verschiedenen Herausforderungen mussten die Stammesangehörigen gemeinsam mit ihrem jeweiligen Häuptling Punkte sammeln, um über die anderen Stämme zu triumphieren. Es brannte Lutetia (und wollte gelöscht werden), es wurden Oden zu Teutates‘ Lob verfasst, es gab Hinkelstein-Zielwerfen, es galt, römische Rasterfahndungen zu durchbrechen, Troubadix verlangte nach einem Unglück musikalische Hilfe, es wurde gezeichnet, geraten, Luftballons zerplatzt, Decken gewendet und so weiter.
Das in dieser Art auf der Hymnus-Freizeit vollkommen neue Spiel bereitete allen anwesenden Galliern größte Freude und stellte einen sehr gelungenen Auftakt für das noch anstehende Freizeitprogramm dar.
Zum Abendessen gab es Tortellini wahlweise mit Käse- oder Tomatensauce. Sehr lecker! In der anschließenden Abendprobe wurde im Tutti zusammengesetzt, was den Tag über geprobt wurde. Wir merken: Besonders “Jesu, meine Freude” wird ein fröhliches Stimmgepuzzle…
Was schon sicherer läuft, sind Gute-Nacht-Geschichte und Oldieprogramm, wo bei letzterem heute ein Flugzeug abgestürzt sein soll!?
Nach diesem Festmahl eines Tages endet unsere heutige Geschichte.Â
Tag 3 – Asterix und Cicmitfus
28.08.2024
Der Morgen startete mit lauter Musik. Unsere Lärmwaffe, das Weckteam, zog mit der Bluetooth-Box durchs Schloss und sorgte dafür, dass alle aus den Federn kommen. Mit der entsprechenden Musik geht das sehr effektiv.
Die Morgenandachten dieses Jahr sind jeweils von einem Asterix-Band inspiriert. Heute war das “Asterix und Kleopatra”. Die biblische Geschichte spielt also auch in Ägypten, dreht sich aber um einen störrischen Pharao und zehn unvorhergesehene Ereignisse.
Nach dem Frühstück beginnt der Morgens-Proben-Block. Neben etwas Britten arbeiten wir viel an “Jesu, meine Freude”. Der nächste Satz ist an der Reihe, “Trotz dem alten Drachen”. Dass die Motette fünfstimmig ist (SSATB), fordert vor allem die geteilt singenden Soprane heraus. Es macht uns aber großen Spaß.
Zum Mittagessen gab es Käsespätzle. Der ausgewiesene Experte im Chor für die fachgerechte Begutachtung und Bewertung von Käsespätzle, Jonathan Stumber, äußerte sich verhalten: „Seit letztem Jahr scheint das Niveau auf einem Plateau zu verharren. Ich wünsche mir mehr Schlonzigkeit!“ Er betonte, wie wertvoll die professionelle Pfeffermühle war, um das Essen aufzuwerten.
Am Nachmittag lernten wir Cicmitfus kennen. Der extra aus Rom angereiste Sportler zeigte uns eine Sportart, die gerade der letzte Schrei in Rom ist: Zwei Mannschaften treten gegeneinander an, die Grünen und die Blauen (die nur zufällig so heißen wie die Circusparteien der Wagenrennen). Es geht darum, einen Ball in den Rahmen auf der Grundlinie des Gegners zu befördern. Die Hände zu verwenden, ist nicht erlaubt. Der Ball darf nur getreten werden. Das Spiel klingt komplizierter, als es ist, und wir verstanden es sehr schnell. Wir fanden mit dem Kunstrasenfeld des SV Ortenberg sogar einen geeigneten Platz, um das Spiel auszuprobieren.
Die Blauen gewannen schließlich in einer langen Reihe an Spielen, nach Hin- und Rückrunde. Der Preis ist wie jedes Jahr die Ehre, ein Match gegen die MCs spielen zu dürfen: alle Blauen gegen alle MCs. Diese gewannen es scheinbar mühelos mit einem Endstand von 4:1.
Oben auf der Burg angekommen erwartete uns eine an einem so brechend heißen Tag wie heute willkommene Abkühlung. Einige MCs hatten den Wasserhahn nahe des Tors geöffnet und wussten Gartenschlauch sowie Wasserspritzen gut zu bedienen. Dann musste man aber schleunigst zur Spätmahlzeit eilen (es gab Kartoffeltaschen).
Heute Nachmittag war auch Simon angereist, der den Hymnus in der nächsten Saison als FSJler begleiten wird. Wir freuen uns auf das nächste Jahr mit vielen schönen Momenten für uns alle. Herzlich willkommen!
Abends begleitete uns das Nachmittagsprogramm bis in die Probe. Wir lauschten einer Rede von Thomas Tuchel, dem ehemaligen Trainer des Bundesligisten Mainz 05, der über seine Erfahrungen sprach, was Themen wie Teamgeist, Denkmuster und Problemlösung anging. Außerdem trainierten wir, für eine Kamera zu singen und neben dem schönen Klang auch schöne Bilder zu produzieren. Es folgte eine Gesamtbesichtigung von Brittens “Te Deum”.
Anschließend gab es die Gute-Nacht-Geschichte bzw. für die Oldies das Lieblingsspiel von Max Wolf im Oldieprogramm: das sagenumwobene Knicklichterspiel. Bevor es heute ins Bett ging, mussten sich alle noch duschen, nach einem so schweißig-staubig-dreckigen Tag wie heute. So waren nach diesem Festmahl eines Tages alle müde, aber sauber und wieder wohlriechend.Â
Tag 4 – Asterix und Hymnix bei den Olympischen Spielen
29.08.2024
Auch am heutigen Morgen versammelten sich die tapferen Sänger zur Morgenandacht. Die gestrige Geschichte setzte sich fort: Die Israeliten wurden vom Pharao aus Ägypten ziehen gelassen. Dieser entschied sich aber bald um und sandte seine Schergen aus, die Israeliten zurückzuführen. Trotz entschlossener Verfolgung entkamen das Volk Israel durchs Schilfmeer, das die kopflosen Ägypter verschlang.
Nach einem stärkenden Frühstück machten wir uns bereit für die ersten Proben des Tages. Wir setzten die Fuge „Ihr aber seid nicht fleischlich“ aus „Jesu, meine Freude“ zusammen, die langsam Form annahm und bereits erahnen ließ, wie wunderbar sie klingen wird. Auch Brittens „Te Deum“ und Rheinbergers „Abendlied“ standen auf dem Programm.
Zur Mittagszeit versammelten sich die Sänger um den Tisch, um Kartoffelbrei mit Gemüse und Fleischküchle zu genießen. Ein schlichtes, aber nahrhaftes Mahl, das uns die nötige Energie für den restlichen Tag geben sollte. Doch die wahren Helden des Tages waren diejenigen, die in der anschließenden Mittagsruhe ein wenig Schlaf nachholten – dringend nötig, nachdem in der Morgenprobe das ein oder andere Auge zufiel.
Der Nachmittag hielt dann ein besonderes Spektakel bereit: die Olympischen Spiele in Begleitung des unerschrockenen Galliers Hymnix! Inmitten glühender Hitze (auf dem Golfplatz hatte es sogar stolze 34,5 °C) traten die Sänger in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an. Das Sesterzen-Schätzen erforderte scharfen Verstand, während das Hinkelstein-Stemmen den stärksten Sängern zutage brachte. Die Wagenrennen brachten den einen oder anderen ins Schwitzen, und beim Bedienen des römischen Katapults kam es zu so mancher Überraschung. Der Schweiß rann in Strömen, aber der Spaß war unermesslich.
Nach diesen heldenhaften Anstrengungen gab es am Abend Kartoffelwedges, bevor wir uns erneut in die musikalischen Gefilde wagten. Neben der Videoanalyse stand Mendelssohns „Elias“ auf dem Programm, ein Werk von majestätischer Wucht, das uns in seiner Komplexität herausforderte. Doch die Erschöpfung des Tages machte sich bemerkbar, die Konzentration ließ nach, und selbst das “Abendlied” von Rheinberger klang etwas matt.
Für den B-Chor war dies der letzte Abend, und anstatt einer Probe gab es den Bunten Abend voller Spiel und Spaß.
Der Tag endete in einer ruhigen, aber besonderen Atmosphäre. Bei der Gute-Nacht-Geschichte erklangen die zarten Töne eines Duetts, das eine Nummer aus Mozarts „Zauberflöte“ darbot. Nach auch dem Oldieprogramm legten wir uns schließlich zur Ruhe, müde, aber erfüllt von einem Tag voller Herausforderungen, Musik und gallischem Kampfgeist.
Wir wünschen uns viele weitere so schöne Tage, doch dürfen sie nicht so heiß werden wie heute, dass man Festmahlswildschweine vor dem Gartensaal hätte grillen können…
Tag 5 – Asterix und alle Handelswege führen nach Rom
30.08.2024
Die heutige Morgenandacht war inspiriert von Asterix und der Große Graben: Es fielen keine zwischenmenschliche Mauern innerhalb eines Dorfes, sondern die Mauer um die Stadt Jericho. Nebenbei wurde auch das aktuelle Repertoire-Stück „Joshua fit the Battle of Jericho“ referenziert.
Nach dem Frühstück folgte die Morgenprobe mit Bach, Britten und Bruckner. Zum Mittagessen gab es Chili (wahlweise con und sin Carne) mit Reis. Anschließend hieß es sich im Zimmer in der Mittagspause ausruhen und in der Mittagsprobe wieder singen.
Während der Mittagsprobe lief der Aufbau für das heutige Nachmittagsprogramm schon auf Hochtouren: Beamer und Monitore, Laptops und Verkleidungen. Das kann nur eines bedeuten – Strategiespiel!
In der heurigen Ausgabe schlüpften die Sänger in die Rolle von römischen Familien, die zur mächtigsten und reichsten Händlerdynastie des Imperiums aufsteigen wollen. Dazu erschließen sie Handelswege, die von anderen Städten nach Rom führen. Darauf können sie Waren nach Rom transportieren, was ihnen Ruhm einbringt und Geld in die Kassen spült.
Auf dem Weg zu diesem Ziel können sie sich für unterschiedliche Routen entscheiden, einzelne Spielelemente priorisieren oder ignorieren. Sie können sich mit verbündeten Familien absprechen, mit Charakteren Deals eingehen oder Duelle austragen. Sie können verschiedene Gebäude bauen und Senatoren bestechen und müssen bei all dem noch ihrem Caesar huldigen. Durch die zahlreichen gut verkleideten Männerchörlern kommt auch das notwendige Feeling auf. Kurz: Es ist ein richtiges Hymnus-Strategiespiel mit allem, was dazugehört.
Leider spielt das Wetter nicht mit. Hier fehlt uns noch die Strategie, mit der schwülen Hitze fertig zu werden. Inzwischen sind wir es alle leid…
Zum Abendessen gibt es Gemüselasagne und ein reichhaltiges Salatbuffet. Bei der Abendprobe gibt es Bruckner und Rheinberger und wir schauen Videos zum gekonnten Auftreten an. Wir enden mit einer so schönen Version wie nie der ersten Hälfte von „Jesu, meine Freude“, die auch uns allen viel Freude bereitet.
Nach der Gute-Nacht-Geschichte und dem Oldieprogramm (eine Nachwanderung!) geht es auch heute für viele schnell ins Bett. Es hatte nach diesem anstrengenden Tag niemand daran gedacht, Troubadix für das Festmahl zu verstauen, man sehnt sich im Gegenteil nach einem Regenschauer, der durch seinen Gesang ausgelöst wird.
Tag 6 – Asterix und die freien Stämme Germaniens
31.08.202
Nach lautstarkem Wecken ging es heute beschwingten Schrittes in die Morgenandacht. Wir sahen die Geschichte, wie der kleine David mit seiner Schleuder den riesigen Goliath bezwingt. Das ist natürlich ein direktes Zitat aus Asterix in Spanien, wo der kleine Fürstensohn Pepe die Römer mit seiner Steinschleuder terrorisiert.
Nach dem Frühstück geht es in die Morgenprobe. Neben Frederik Sixtens „Alleluia“ und Martin Luthers Motette „Non moriar sed vivam“ proben wir auch Johann Bachs (ein Großonkel des Johann Sebastian) „Unser Leben ist ein Schatten“.
Zum Mittagessen gab es Rahmgeschnetzeltes mit Fleisch oder Tofu. Nach der Mittagspause ging es mit den Stücken von heute Morgen in der Mittagsprobe weiter.
Das Nachmittagsprogramm war heute etwas freier und offener als die letzten Tage. Anstatt eines festen Großgruppenspiels wurden heute verschiedene Stationen im ganzen Schloss aufgebaut. An diesen Stationen konnte man unterschiedlichen Aktivitäten nachgehen: Es gab ein Schachturnier, ein Tischtennis-Turnier, eine Billardstation, Volleyball, Basketball, Spikeball, eine Leseecke, eine Station mit Gesellschaftsspielen, eine Gosskörling-Station und so weiter. Die Knaben konnten sich eine oder mehrere Aktivitäten aussuchen, der sie am Nachmittag nachgehen wollten.
Zwischen Programm und Abendessen blieb für viele Zeit, sich zu duschen, damit sie das nicht abends noch machen mussten. Vor dem morgigen Tag mussten allerdings alle Sänger sich nochmal geduscht haben.
Zu Abend gab es Kartoffelgratin. Die anschließende Abendprobe diente als Generalprobe für den morgigen Gottesdienst. Dafür hatte uns unser zukünftiger FSJler Simon schon die Konzertmappen gerichtet, bevor morgen sein FSJ tatsächlich beginnt.
Es folgten die Gute-Nacht-Geschichte und das Oldieprogramm mit Capture the Flag. Dann ging es für alle in der Burg früh ins Bett, um viel Schlaf zu tanken für den morgigen Sonntag: Es gilt den obligatorischen Gottesdienst der Freizeit zu feiern.
Tag 7 – Asterix im Elsass
01.09.2024
Der heutige Tag begann früher als gewöhnlich, schon um 6:25 Uhr. Keine Andacht und das Frühstück durfte jeder in seinem eigenen Tempo genießen. Denn heute stand ein Tag auf dem Programm, das uns über die Landesgrenzen hinausführen sollte.
Für Simon Schmidt war der heutige Tag ein ganz besonderer. Für ihn begann heute sein FSJ. Er wurde mit der gebotenen Feierlichkeit in Amt und Würden erhoben.
Um Punkt 7:45 Uhr marschierte unsere wackere Truppe los, ausgestattet mit allem, was ein echter Gallier benötigt. Zwei Busse warteten am Fuße des Burgbergs und brachten uns nach Straßburg, jener Stadt, die für ihre Schönheit und ihren europäischen Charme bekannt ist. Nach der Ankunft führte uns ein kurzer Fußweg durch die belebten Straßen der Altstadt zur Kirche St. Thomas, einer beeindruckenden protestantischen Kirche, die sich unweit des malerischen Viertels La Petite France befindet.
Dort angekommen, machten wir uns für die Anspielprobe bereit, um den Gottesdienst musikalisch zu begleiten. Der Gottesdienst selbst war ein einzigartiges Erlebnis, denn er wurde zweisprachig gehalten – Deutsch und Französisch wechselten sich ab, was für einige von uns eine kleine Herausforderung darstellte. Die Choräle waren teils auch „lost in translation“. Besonders schön war jedoch, dass der Pfarrer uns, die jüngeren Sänger, explizit ansprach und uns in seiner Predigt einbezog.
Nach dem Gottesdienst herrschte reges Treiben vor der Kirche. Viele Eltern waren gekommen, um ihre Kinder zu sehen, und es gab ein herzliches Wiedersehen. Wir machten uns in Kleingruppen auf, um die Straßburger Altstadt zu erkunden. Ein Hauch von französischem savoir vivre lag in der Luft, während wir die kleinen Gassen durchstreiften und in gemütlichen Bistros französische und elsässische Köstlichkeiten genossen.
Am frühen Nachmittag kehrten wir zum Bus zurück, der uns nach Fessenheim brachte, einem kleinen Ort nahe Ortenberg. Von dort aus führte uns ein kurzer Fußmarsch zum Schuckshof, wo ein Spielplatz auf uns wartete. Der Nachmittag verging wie im Flug, als wir uns in verschiedenen Spielen maßen und die frische Luft genossen.
Doch das war noch nicht das Ende unseres Abenteuers. Am späten Nachmittag machten wir uns zu Fuß auf den Rückweg zur Burg. Oben angekommen, erwartete uns eine willkommene Überraschung: Auf dem Burghof war eine Wasserschlacht vorbereitet! Nach der Hitze des Tages war dies die perfekte Erfrischung, und wir stürzten uns begeistert ins kühle Nass.
Zum Abendessen gab es herzhaften Gulasch oder Ratatouille, dazu Nudeln und Kartoffelknödel – ein Festmahl, das den krönenden Abschluss eines erlebnisreichen Tages bildete. Doch der Abend hielt noch eine besondere Überraschung bereit: Ehemalige Hymnusianer und MCs, die diesmal nicht auf die Freizeit mitfahren konnten, besuchten uns für die Abendprobe. Unter ihnen war auch Nico von Hauff, der heute Geburtstag hatte und diesen Tag traditionell mit uns verbrachte. Es war ein herzlicher Empfang, und die Freude, alte Freunde wiederzusehen, war groß.
Während die Älteren im Oldie-Programm ins Casino eintauchten, lauschten die Jüngeren der Gute-Nacht-Geschichte, die uns sanft ins Bett begleitete. So endete der Tag – erfüllt von Erlebnissen, Begegnungen und einem Hauch von französischem Flair. Mögen uns die kommenden Tage genauso viele Abenteuer bescheren!
Tag 8 – Asterix und die römischen Händler
02.09.2024
Die heutige Nacht war für Manche hier auf der Burg nicht so erholsam und lang gewesen wie erhofft: Zwischen etwa Viertel vor Eins und halb Zwei tobte ein brausend heftiger Sturm um das Schloss. Das ausgewachsene Unwetter brachte Sturmböen, Blitz und Donner, peitschenden Regen und Hagel mit sich. Als die ersten MCs wach wurden und erkannten, was geschehen würde, rannten sie durchs Schloss und schlossen alle noch offenen Fenster in allen Zimmern.
Da es in den letzten Tagen aber wenigstens nachts kühl war und es eine der wenigen Möglichkeiten gewesen war, sein Zimmer für den Tag abzukühlen, waren fast alle Fenster offen. Alle, die das Fenster zum Lüften auch nur gekippt hatten, hatten schon Pfützen unterhalb der Fenster. Ein unglückliches Zimmer hatte alle Fenster ganz offen und war weit hinten in der Fenster-Schließ-Tour, sodass ein kleiner See von knapp 2,5 cm Pegelstand das halbe Zimmer in Beschlag genommen hatte. Das Bett, das nah am Fenster stand, war samt Matratze und Bettzeug klitschnass geworden, sodass der betreffende Sänger umquartiert werden musste.
Eine ähnliche Situation gab es im Speisesaal, wo ein großes Fenster eine recht lange Zeit gekippt war und das Wasser vom Wind sogar durch die Fugen der geschlossenen Fenster durchgeschoben wurde. Mithilfe der wenigen zur Verfügung stehenden Mittel putzten ein MC-Stoßtrupp und Frau Schwellnuß alle nassen Böden wenigstens so weit, dass sie bis zum Morgen trocken werden würden. Geradezu beneidenswert waren dagegen diejenigen, die ob(wohl) es itzt gleich kracht und blitzt, keine Minute ihres Nachtschlafs einbüßten.
In der heutigen Morgenandacht ging die Geschichte von David weiter: König Saul hatte inzwischen das Vertrauen zu ihm verloren, lässt ihn gar jagen. Als König Saul während der Verfolgung wehrlos in einer Höhle seine Notdurft verrichtet, hat David die Chance, ihn zu töten. Er entscheidet sich aber dagegen und beschließt, als Beweis für diese Möglichkeit einen Zipfel Sauls Mantel abzuschneiden. Saul erkennt diesen Loyalitätsbeweis an.
Nach dem Frühstück folgt die Morgenprobe. Wir singen Maurice Duruflés „Ubi Caritas” und Rudolf Mauersbergers „Wie liegt die Stadt so wüst“. Dieses Stück hat eine sehr bewegende Entstehungsgeschichte. Der Kreuzkantor Mauersberger schreibt die Motette am Karwochenende 1945, nachdem er aus Dresden, das in Schutt und Asche liegt, abgereist ist. Er führt das Stück in der ersten Motette des Kreuzchores in der ausgebrannten Kreuzkirche einige Monate später auf. Der biblische Text, die Klagelieder, beklagen die Zerstörung des ersten Jerusalemer Tempels durch die Babylonier. Das bezieht Mauersberger sehr klanggewaltig auf das zerstörte Dresden. Irritierend ist nur, dass in der Textauswahl Mauersbergers aus den Klageliedern die dort vorkommenden Schuldbekenntnisse nicht erscheinen. Das Eingeständnis, dass vor der Zerstörung Unrecht in der und durch die Stadt geschehen ist, greift Mauersberger nicht auf.
Zum Mittagessen gibt es Spaghetti Bolognese. Nach der Mittagsruhe folgte die Mittagsprobe.
Daraufhin gab es als Nachmittagsprogramm des Strategiespiels zweiter Teil. Jetzt heißt es wieder Rohstoffe sammeln, Waren veredeln, Abenteuer starten, Duelle gewinnen, Handelswege erschließen, Gebäude bauen, Transportkapazitäten erhöhen, und so weiter. Auf dem ganzen Hof schwirren Sänger umher, um möglichst schnell von einer Station zur nächsten zu kommen. Im Gartensaal stehen Viele, um einen Blick auf das sich stets aktualisierende Scoreboard zu werfen. Und immer und überall hört man „Ave Caesar!“, wie es Pflicht ist, wenn Caius Iulius Caesar an einer Gruppe vorbeischreitet. Zwischen 17:15 und 17:40 Uhr schließen die Stationen, doch wir hätten noch lange weiter spielen können. So viele glückliche Kinderaugen belohnen auch die unglaublich große Arbeit, die das Team in die Vorbereitung gesteckt hat.
Als Abendessen wurde ein ziemlich leckerer Gemüsereis serviert. Der stieß aber nicht auf die gleichen Begeisterungsstürme wie das Strategiespiel, sodass selten die Schlange am Salatbuffet länger war als heute Abend…
Nach der Abendprobe (es wurden Sixten, Bruckner und Mauersberger gesungen) ging es für die Oldies als Oldieprogramm Stratego spielen. Die Jüngeren C-Chörler durften nach der Gute-Nacht-Geschichte auch noch ein besonderes Schmankerl erleben: Nachdem schon alle bettfertig waren, sang der Männerchor noch zwei Stücke für sie, Willy Richters „The Creation“ und „Der Mond ist aufgegangen“ im wunderschönen Max Reger-Satz. Ein so samtiger Klang kann als Einschlafhilfe nur förderlich sein.
Tag 9 – Asterix und die bunten Gallier
03.09.2024
Am heutigen Morgen sprach König Salomo in der Andacht ein unkonventionelles, geradezu salomonisches Urteil. Es folgten das Frühstück und die Morgenprobe. Wir sangen Mauersberger, Johann Bach und Britten.
Zum Mittagessen gab es Putensteak mit Reis und einer ziemlich leckeren Paprikasauce. Wir verabschiedeten uns von Takeshi Pardall und Christoph Schweizer, die uns vorzeitig verlassen mussten. Die Mittagsruhe konnten alle dafür nutzen, sich zu duschen oder sich noch einmal auszuruhen. Nach der Nachmittagsprobe gab es nämlich kein Nachmittagsprogramm. Stattdessen liefen die Vorbereitungen für den heute anstehenden Bunten Abend auf Hochtouren. Alle anderen, die kein Programm vorzubereiten hatten, konnten in freiem Spiel den Nachmittag genießen.
Zum Abendessen gab es Gnocchi mit Tomatensauce.
Um 19:30 Uhr startete der diesjährige Bunte Abend. Ein Moderatoren-Quartett, bestehend aus Asterix, Obelix, Majestix und Miraculix, führte durch den heutigen Abend. Wir sahen ein Wuselkabinett, bei dem es bearbeitete Gesichter zu erkennen galt. Beim Hütchen-Spiel musste man ein Stück einer bestimmten Gattung ansingen, wenn einem der Hut aufgesetzt wurde, um nicht auszuscheiden. Wir lauschten einem Ständchen über Gelsenkirchen, der Herkunftsstadt Herrn Homburgs. Ein Rap-Battle zwischen Captain Lu Sparrow und The Big G wurde hoch umjohlt. Das Hotdog-Wettessen wurde von zwei Brüdern gewonnen. Bei der Powerpoint-Karaoke erfuhren wir mehr über Bären und über Hunde.
Nach einer kurzen Pause folgten die Siegerehrungen des Geländespiels, der Hymnusiade und des Strategiespiels. Die saubersten Zimmer durften sich anschließend zuerst ihre Zimmernotengeschenke aussuchen.
Der Bunte Abend schloss mit dem Freizeitsong des Männerchors. Es war dieses Jahr eine Umdichtung des ersten Sommerhits, der von einer KI geschrieben wurde, zu „Ich bin verknallt in diesen Hymnus-Chor, / wo ich an die Musik mein junges Herz verlor. / Wir sind Hymnusianer, das gehört bei uns zum guten Ton. / Und Asterix und Obelix sind unsere Talahon.“
Für die Jüngeren heißt es jetzt: ins Bett gehen, für die Oldies gibt es noch die traditionelle Feuerschale mit Stockbrot, Marshmallows und Paulaner Spezi. Erst danach geht es auch für sie ins Bett.